HANNES JUNG – MEN DON’T CRY
GALERIE ALTES RATHAUS
Wir sehen Menschen nicht an, was ihnen im Leben widerfahren ist. Kein Ort ist automatisch als Schauplatz des Schrecklichen erkennbar. Gegenstände, Gerüche, Geschmäcker können für die Allgemeinheit normal erscheinen – und manche an Katastrophen erinnern. Während des Krieges in den 1990er-Jahren in Bosnien-Herzegowina wurden Männer aller Nationalitäten Opfer von sexualisierter Gewalt. Sie wurden als Gefangene in Lagern und Gefängnissen von Soldaten und Wärtern gefoltert und missbraucht sowie zu sexualisierter Gewalt untereinander gezwungen. Das Ziel war, sie zu demütigen und zu brechen, sie und ihre Familien zu stigmatisieren. Was den Männern widerfahren ist, kann in Bildern nur schwer ausgedrückt werden. Die Arbeit von Hannes Jung ist ein Versuch, sich mit ihrer Geschichte und mit Orten auseinanderzusetzen, an denen nicht unbedingt etwas auf ihre Vergangenheit hindeutet.
Hannes Jung, geboren 1986 in Bremen, lebt und arbeitet als Fotograf in Berlin. Er studierte bis 2016 Fotografie an der Hochschule München, EASD Valencia und der Hochschule Hannover. Seine Arbeiten wurden unter anderem im C/O Berlin, dem Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst und im Kunstraum Potsdam gezeigt. Ausgezeichnet wurde er u. a. mit dem Deutschen Fotobuchpreis.